Aus Weizen, Roggen oder Dinkel, mit Körnern oder Möhre, in Kastenform oder oval, von der Semmel in Bayern über das badische Weckle bis zur norddeutschen Schrippe – Brot und Brötchen sind in Deutschland das Lebensmittel Nummer eins. Unser Brot ist Kultur, und das sieht auch die UNESCO so. Zwischen argentinischem Tango, indischem Yoga und neapolitanischer Pizza reiht sich auch das deutsche Brot in das Weltkulturerbe ein.
Schwarz, (B)rot, Gold
In keinem anderen Land auf der Welt gibt es eine so große Vielfalt an Brotsorten wie in Deutschland. Während es in anderen Regionen bloß als Beilage dient, legen wir von der ersten bis zur letzten Mahlzeit großen Wert auf unsere Backwaren. Sie sollen nicht nur satt machen, sondern auch schmecken – so wie es nur traditionelle Mühlenqualität kann.
Nach Angaben des Brotinstituts kauft jeder Deutsche im Jahr rund 22 kg Brot. Nachdem der Kauf von Weizenprodukten in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts in die Höhe geschossen ist, wird die Dinkelkruste seit den 1990er–Jahren zum neuen Publikumsliebling in der Auslage. Mischbrote aus Weizen und Roggen bleiben jedoch ein fester Bestandteil des Alltags unserer Mühlendeerns und -burschen.
Die Legende wird fortgeführt …
Insgesamt gibt es mehr als 3.200 verschiedene Sorten, die im Brotregister des Zentralverbands des Deutschen Bäckerhandwerks eingetragen sind. Wie ein Geschichtsbuch führt es durch die Jahrhunderte und ihre Backtraditionen. Daraufhin hat die UNESCO das Kulturgut „Deutsches Brot“ 2014 als immaterielles Kulturerbe anerkannt. Im Vergleich zu Gebäuden und Statuen zeichnet es sich dadurch aus, dass es unmittelbar durch menschliches Wissen und Können getragen und über die Generationen bewahrt, fortgeführt und weiterentwickelt wird
Und wenn wir eines wissen, dann, wie man Brot backt
Das Saatgut unserer so vielfältigen Brotlandschaft setzt sich ebenfalls aus einer bunten Mischung an Samen zusammen:
- Goldener Boden: Im Gegensatz zu anderen Ländern haben wir ideale Anbaubedingungen für verschiedene Getreidesorten wie Hafer, Dinkel, Weizen, Roggen und auch Gerste. Für die mehlige Vielfalt ist gesorgt.
- Kulturelle Backmischung: Durch den territorialen Flickenteppich, der Deutschland zur Zeit des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen kennzeichnete und in einzelne Staaten teilte, entwickelte sich nicht nur die eine nationale Backkultur, sondern viele verschiedene. Nach der Vereinigung haben diese sich ergänzt und gegenseitig kombiniert.
- Ein Hoch auf die Handwerkskünstler: Wie Zimmerleute mussten auch Bäckergesellen auf die Walz gehen. Dabei lernten sie verschiedene Rezepte und auch Backtechniken kennen, die sie von Ort zu Ort weitertrugen.
Es hält Laib und Seele zusammen
Wer jetzt denkt, Brot sei nur ein Lebensmittel – wenn auch ein sehr beliebtes –, irrt sich. Brot kann so viel mehr, als nur satt zu machen und zu schmecken. Bei einer kräftigen Stulle mit etwas Wurst, Käse und knackigem Gemüse kommt man gern zusammen. Nicht umsonst lässt es sich sowohl morgens als auch abends und mit der typisch bayerischen Brotzeit oder dem Fischbrötchen im Norden auch tagsüber genießen. Also Schluss mit den Vorurteilen – Brot ist nicht langweilig – im Gegenteil. Während wir den Körper mit gesunden Ballaststoffen versorgen, können wir echte Quality-Time mit unseren Liebsten verbringen und die Akkus aufladen. Im doppelten Sinne ein wahres Soul-Food. Kein Wunder, dass wir Deutschen echte Brotfans sind – und das mit Laib und Seele.